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Ich bin der Größte oder Entes erste Assenfahrt (1969)

Kapitel 6

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Noch als echtes Greenhorn, so mit Eierschalenresten hinterm Ohr, ging es, ich glaub es war Juni 1969, nach Assen. Bin wohl Donnerstag nach der Maloche los mit der Honda CB 250 und es war kräftig am Regnen. Irgendwo vor Hannover musste ich in die Eisen, und hab das Vorderrad zum blockieren gebracht. Na ja, "Immelmann einfach", alles Gut gegangen, nur an der Telegabel war die M6 Ölablassschraube abgerissen. Ich hatte schon mal was von Alexander (berühmter Motorradmann) in Neustadt am Rübenberg gehört. Den habe ich dann gegen 19Uhr rausgeklingelt und der hat mir geholfen. Neues Gewinde rein, n’ bisschen gefeilt, Verschlussschraube neu, Telegabelöl rein, fertig. Wo willste denn noch hin? Nach Assen! Na dann mal gute Fahrt!

Ich weiter. Dauerregen und bis in die Nähe von Meppen weiter gefahren. Dort war ich dann, mangels richtiger Regenklamotten voll durch. Ich erblickte einen Gasthof, bremste, stieg ab, Helm runter, kurz gekämmt, rein in die Bude und artig am Tresen gefragt, ob noch ein Einzelzimmer zu haben wäre. Der Wirt musterte mich und fragte gleich noch, ob ich auch einen Garagenplatz für mein Motorrad brauchte? Half mir und sagte auch noch mit Blick auf meine triefende Kleidung:" Den Trockenraum dürfen Sie auch benutzen." Ich war äußerst erstaunt und konnte soviel "Zuvorkommen" gar nicht fassen, denn in den 60er und auch noch 70er Jahren war man als Motorradfahrer nicht gern gesehen. Rocker und Höllenengel und so’n Quark.

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Auf dem Zimmer kurz geduscht, frische trockene Sachen angezogen und dann runter in den Gastraum. Ich hatte ja noch mächtig Kohldampf. Ich bestellte also ein Jägerschnitzel und ein Bier. Am Nachbartisch saßen 2 Typen in Zivil. Nach einer Weile fragten sie mich: "Ist das nicht zu Gefährlich mit so einem Motorrad?“ Ich war ja nun "der Größte" und berichtete stolz wie ein Schneekönig, wie ich mich durch den Regen gekämpft hätte. Wo ich denn hin wollte? Ich will zum Motorradweltmeisterschaftslauf nach Assen! Ja, ja, früher, so 1950 wären die Beiden auch mal ne DKW RT 125 gefahren. Ich antwortete: "Ich fahr ne 250er Honda!" Ist die nicht zu schnell und gefährlich, wollten die Beiden wissen? Ich: "Ja, da muss man schon gut fahren können!" Geht so ein japanisches Motorrad nicht sehr schnell kaputt? Was brauch man denn da für einen Führerschein? Nachdem mich die Beiden so richtig ausgehorcht hatten und aus lauter Jux ganz schön zum Besten gehalten hatten, stellte sich raus, dass ich den beiden "Motorradgrößen" aus Hannover gegenüber saß. Beide im Besitz von diversen Norton, Matchless, Nsu Sport Max, Guzzis, Aermacchis und, die sollte ich am nächsten Morgen in der Nachbargarage sehen, 600 Münch Horex im Rickman Rahmen. Beide als Einsitzer auf Racer zurechtgemacht. Echte Liebhaberstücke der Sonderklasse. Am nächsten Morgen fuhr unser Entlein brav in respektvollen Abstand hinter Ofen Karl und Dieter Kaufmann bis nach Assen. Ich erlebte auch durch meine neuen Freunde ein sehr interessantes Assen Wochenende.









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